«Nicht so, sondern so»
«Nicht so, sondern so» - Bilderhandeln zwischen Bit, Code und Körper
In vielen technischen Handbüchern wird der rechte Blick an falschen Bildern geschult. In ihnen hat das Schweigen oder die wortlose Geste einen festen Ort. Handgriffe, Routinen, Erfahrung und Schätzwissen werden häufig nur in Bildern weitergegeben. Das Projekt zielt auf eine Wissensgeschichte der Bildpraktiken. Dabei soll der Schwerpunkt weniger auf den Bildern als auf dem operationalen Bildwissen liegen. Dieses stumme Wissen ermöglicht es nicht selten, mit einem einzigen Bild komplexe Operationen zu erlernen, zu tradieren und zu modellieren.
Die Ausbildung der Ingenieure gründet zu keinem geringen Teil auf der Schulung eines stummen, operativen Blicks. Ein beredtes Beispiel sind die analogen Rechentechniken der Ingenieure. Nomogramme und Rechenschieber übersetzen ein abstraktes Formelwissen in eine leicht verständliche Bildsprache der Strecken und Graphen. In der Handhabung der Instrumente liegt ein stummes Wissen, das weder den Umweg über den Blick noch die Lehrbücher suchen muss. Dies gilt auch für Pläne und Modelle jeder Art. So entspringen Entwürfe, Schaltpläne, Flowcharts und CAD-Programme weniger dem Auge und der Theorie als der Kombinatorik von Bildelementen und einem Blindflug der Hand. Wo das Auge sieht, führt die Hand blind eine Kette von Handgriffen und Operationen aus. In der Hand zeigt sich womöglich eine andere Rationalität, die Reflexion an Operationalisierbarkeit und Machbarkeit knüpft. Zwischen Handwissen und Maschinensehen zielt das Projekt auf den synthetischen Sehsinn digitaler Bilder: Gibt es eine Kultur unsichtbarer Bilder? Und wie wirken diese Bilder, die kein Auge jemals gesehen hat, auf unsere sichtbare Welt zurück?